Zur Geschichte des Vereins

Die organisierte Förderung des Obstbaues reicht weit in das 19. Jahrhundert zurück. Die Gründung der Bezirksobstverbände sowie der Obstbauvereine in möglichst vielen Orten war eine staatliche Zielsetzung, mit der man vor allem eine bessere und ausgewogene Ernährung der Bevölkerung sichern wollte. Habach gehörte zum Bezirksobstverband Murnau. Um 1900 wurden in fast allen Gemeinden Obst- und Gartenbauvereine gegründet.

Anfangs im Jahre 1899 war Habach als eine Sektion dem Obstbauverein Sindelsdorf angegliedert. Wegen der vollkommenen Regierungslosigkeit des Stammvereins in Sindelsdorf wurde die Bildung bzw. die selbstständige Gründung eines eigenen Vereins beschlossen. So vermerkte es Pfarrer Hammerl in seinem Gründungsprotokoll.

Am 12. März 1905 war es so weit - der Bienenzucht - und Obstbauverein Habach wurde gegründet. 23 Habacher sind als Gründungsmitglieder eingetragen.

Zum 1. Vorstand wurde Josef Hammerl gewählt, der zugleich auch Pfarrer von Habach war. Übrigens in vielen Obst- und Gartenbauvereinen waren Pfarrer die Vorstände so z. B. in Sindelsdorf und Spatzenhausen.

Die Pfarrer hatten einfach ein Interesse an der Natur, an der Schöpfung. hatten meist einen großen Pfarrgarten mit schönen Obstbäumen und waren nebenbei noch begeisterte Bienenzüchter. Und was auch nicht unwichtig war: Sie hatten die nötige Zeit dazu. Die geistlichen Herren gaben ihr Wissen und ihre Erfahrung über den Obst- und Gartenbau und der Bienenzucht weiter an die Bevölkerung. So hielten die Pfarrer sehr häufig auch in anderen Obstbauvereinen Vorträge über verschiedene Themen des Obstbaues.

Zur Zeit des Chorherrenstiftes also bis Auflösung des Stiftes 1802 hatte die Förderung des Obst- und Gartenbaues und der Bienenzucht früher hießen die Bienen Impen - in den Händen der Habacher Chorherren gelegen.

Schon am Gründungstag des Vereins referierte Pfarrer Hammerl über die Geschichte der Bienenzucht seit dem 30-jährigen Krieg. Herr Pfarrer Neumüller gab Anweisungen über die in der Gegend vornehmlich passenden Obstsorten. Das wären der geflammte Kardinal, Hochstamm, der Bockenapfel und ferner der rote Eiserapfel.


Die ersten Jahre des Vereins

Durch Initiativen und Aktivitäten konnte die Mitgliederzahl in den nächsten Jahren kontinuierlich bis auf etwa 50 Mitglieder gesteigert werden. Die Obstbaumverlosung von 1906 war so eine Mitgliederwerbeaktion: Auf 6 Lose gab es einen Treffer, im Ganzen 150 Lose. So konnte jeder Teilnehmer wenigstens einen Treffer - also einen schönen Obstbaubaum - mit nach Hause nehmen.

1907 wurde eingehend über die Anpflanzung von Kugelulmen links und rechts der Grünstreifen debattiert und
35 Exemplare angeschafft und sofort gepflanzt.

Am 13. Dezember 1908 war eine lokale Obstausstellung in Habach arrangiert worden. Freudig vermerkte Pfarrer Hammerl im Protokollbuch, dies sei wohl die erste Obstausstellung seit Menschengedenken in Habach. Sie sollte die Zweifel, ob in unseren rauen Lagen noch gutes, schönes Obst gedeiht widerlegen.- Auch schon in Schriftstücken aus der Chorherrenzeit wird das Problem der rauen und unwirtlichen Gegend um Habach angesprochen.- Und die Ausstellung von 1908 hat dies glänzend widerlegt. Trotz der vorangeschrittenen Jahreszeit - es war schon kurz vor Weihnachten - waren eine Menge herrlicher, zum großen Teil noch ganz frischer Früchte in sehr guter Qualität ausgestellt worden.

27 Aussteller hatten im ganzen 400 Objekte ausgestellt, es werden auch noch die klangvollen Namen der Apfelsorten aufgeführt, wie Harberts Reinette, Danziger Kantapfel, die Winter Gold Parmäne.

Stolz vermerkte dazu Pfarrer Hammerl als 1. Vorstand des Vereins "die Stimmung unter den Mitgliedern war eine begeisterte, festlich gehobene. Die Ausstellung war wohl nicht umsonst. Gar mancher wird den Keim, der heute in seine Brust gelegt wurde, zum Leben und Gedeihen bringen."

Der Verein ging zu den Mitgliedern und Bürgern, so zum Beispiel das Jahr 1913:
z.B. Aprilversammlung für den Gemüseanbau in Habach, Maiversammlung in Dürnhausen, Juniversammlung in Obersiffelhofen.

Wichtiger und grundlegender war das Bemühen in den ersten Jahren des Vereins die Obstbaumkultur in Habach und Dürnhausen zu fördern.
  • Welche Obstbäume passen in unsere Gegend und zu welchem Boden.
  • Wie wird ein Obstbaum richtig gepflanzt.
  • Welche Pflege braucht der ausgewählte Obstbaum um richtig zu gedeihen.
  • Verschiedene Arten des Okulierens also Veredelns von Obstsorten.
Zu diesen Themen gab es jährlich mehrere Vorträge meist abgehalten von den Pfarrern also den 1. Vorständen der Nachbarvereine.
Bildlich gesprochen der Verein hatte Wurzeln geschlagen im dörflichen Leben.


Die Zeit vom 1. bis zum 2. Weltkrieg

Die Bienenzucht spielte in den ersten Jahrzehnten des Vereins eine große Rolle wahrscheinlich auch deswegen, weil Pfarrer Hammerl ein begeisterter Bienenzüchter war. Der Verein hieß auch Bienenzucht- und Obstbauverein Habach.

Auch der Gemüseanbau - der sehr wichtig war als häusliche Ernährungsquelle - kam im Verein nicht zu kurz. So gab es extra Versammlungen für den Gemüseanbau.

Während des 1. Weltkrieges konnte das Vereinsleben aufrechterhalten werden, dies war nur deshalb möglich, weil die gesamte Vorstandschaft - wegen Ihres Alters - nicht zum Krieg eingezogen wurde.

Nach dem 1. Weltkrieg und in den wirtschaftlich schwachen Jahren danach war leider eine große Vereinsmüdigkeit festzustellen. In dieser Zeit war die Vereinsführung sichtlich bemüht, die Mitglieder mit ihren privaten und wirtschaftlichen Sorgen trotzdem im Verein zu halten. Die je schon geringen Vereinsbeiträge konnten gestundet werden. Bei Rückgängen in den Mitgliederzahlen resignierte die Vereinsführung nicht, sondern versuchte vielmehr durch Versammlungen mit interessanten Themen die Mitglieder zu aktivieren.

Eine lebhafte Diskussion über die empfohlenen Kernobstsorten ist im Protokoll 1926 vermerkt. Über Sorten wie Grüner Stettner, großer Rheinischer Bonapfel, Jakob Lebel oder der Pollinger Klosterapfel, der besonders gut auf lehmigen Boden gedeiht gab es unterschiedliche Meinungen der einzelnen Mitglieder. 1927 ist ein sehr deprimierender Eintrag im Protokoll zu finden. Infolge der in Habach grassierenden Blattlaus und den Spätfrösten im Mai 1927 ist die gesamte Obsternte ausgefallen und die sonstigen landwirtschaftlichen Erträge liegen weit unter dem jährlichen Durchschnitt.

Der Verein in der Zeit des Dritten Reiches

Das Dritte Reich mit seinen Parolen und seiner Ideologie findet auch Niederschlag im Protokoll.

Der 1. Vorstand - es war immer noch der Gründungsvorstand Pfarrer Hammerl - hieß jetzt Vereinsführer des
Obst- u. Gartenbauvereins.

z.B. heißt es jetzt in den Protokollen:
Ein engerer Zusammenschluss der Obstbaufreunde durch häufigere Kameradschaftszusammenkünfte ist jetzt gefragt.

Oder:
Auch der Gartenbau ist eingegliedert in die Kampffront der Erzeugungsschlacht. Mehr denn je gilt für uns im deutschen Vaterland, da wir ein Volk sind ohne Raum, die Notwendigkeit, dass jeder einzelne an seinem Platze dahin wirke, das wir im Obst- und Gemüsebau erzeugen, was wir benötigen. Unterzeichnet mit: Pfarrer Hammerl, Schriftführer.

1942 ändert sich der Ton im Protokoll. Das mit dem 1000 jährigen Reich wurde anscheinend zunehmend kritischer gesehen. So ist zu lesen: Der Forderung der Reichsführung weniger Blumen - mehr Gemüse wird nicht zugestimmt. Aus unseren Hausgärten wollen wir die Blumen nicht verbannen. Auch im Ernst des Krieges brauchen wir Freude!
Der 1 .Vorstand zu dieser Zeit war Ulrich Sonner, (zum Bot).

Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg

Am 13. April 1947 wurde im Gasthaus Fahmüller die erste Nachkriegsversammlung unter der Leitung des 1.Vorstand
Ulrich Sonner durchgeführt. Das Vereinsleben wurde wieder aktiviert. Der Vorstand erinnerte auch an die großen Schäden der Gartenbesitzer die während der Entlassungszeit vom Mai bis zum Juli 1945 entstanden sind. Zur Erinnerung in Habach wurden ca. 250.000 deutsche Soldaten aus der Wehrmacht entlassen. Es ist nur all zu verständlich, dass die hungrigen und ausgemergelten Krieger jede Frucht in den Gärten - ob noch grün oder schon reif - versuchten zu bekommen um ihren ständigen Hunger zu stillen.

Die direkte Zeit nach dem Krieg war eine Zeit des Mangels. Saatgut war knapp, Spritzmittel zur Bekämpfung der Schädlinge war knapp und auch kam der einzelne nur sehr schwer an Kunstdünger. Es wurde versucht das wenige gerecht zu verteilen.

1952 wurde eine statistische Zählung der Obstbäume in Habach durchgeführt. Das Ergebnis der Zählung ist interessant:
1275 Apfelbäume
271 Birnbäume
341 Kirsch, Pflaumen und Mirabellenbäume
1887 Gesamt Obstbäume

Wie viel Obstbäume gibt es heute wohl in Habach?
Mit Sicherheit weniger. Wir kaufen die Äpfel heute im Supermarkt. Herkunftsländer sind nicht selten Länder wie Chile in Südamerika ca. 14.000 km entfernt. Zu dieser Entwicklung sollte sich jeder seine eigenen Gedanken machen unter dem Aspekt der regionalen Versorgung, der Förderung der heimischen Landwirtschaft und damit der Erhalt unserer Landschaft und schließlich der Energiebilanz.

Hier möchte ich auch ins Bewusstsein rufen liebe Leser, dass da wo der Mensch von der Natur abhängig ist, es immer auch Missernten und Plagen gab. Zum Beispiel die Mäuseplage, Trockenheit oder Kälteeinbrüche.

1953 war der Kartoffelkäfer so eine Plage auf den Äckern in Habach. Wegen des immer stärker auftretenden Kartoffelkäfers wurde 1953 eine Spritze angeschafft. Damit die neue Spritze auch für die Obstgärten der Mitglieder eingesetzt werden kann, hat der Verein auch noch 20 m Schlauch dazu gekauft. Unter den fachkundigen Händen des Baumwartes Emmerich Heiß wurde sie auch sehr segensreich eingesetzt, so ist es im Protokoll vermerkt.

Die Aufgabenbereiche des Vereins

Im Allgemeinen hat der Verein drei Aufgabenbereiche abzudecken.
  • Obstbau fördern. Seit Gründung des Vereins ein wesentlicher Bestandteil der Aktivitäten.
  • Gemüsebau: der Gemüsebau war besonders wichtig in den Notzeiten um die häusliche Ernährung zu verbessern. In guten Zeiten wurde das Thema vernachlässigt.
  • Dorfverschönerung und Landespflege kam als drittes Aufgabengebiet in den 50 er Jahren hinzu.
Die Gartenbauvereine erhielten schon bald nach ihrer Gründung fachliche Unterstützung vom Staat. Mit der Bestellung von hauptamtlichen Bezirksgärtnern durch die Bezirksämter, in Weilheim ab 1911, ab 1937 Kreisfachberater für Gartenbau genannt, wurde eine weitere Intensivierung von Beratung und Schulung der Gartenbauvereine erreicht. Die fachlichen Ratschläge und Vorträge von den Fachleuten im Landratsamt (Auer, Zenz, Raab und heute Frau Grosser) brachten immer neues Wissen und Erfahrung für die Mitglieder.

Ab 1950 werden die Blumenschmuckwettbewerbe auf Kreisebene durchgeführt. Für die Bundeswettbewerbe "Unser Dorf soll schöner werden - unser Dorf hat Zukunft" regt der Kreisverband seine Gartenbauvereine an, bei der Dorfgestaltung ihrer Orte intensiv mitzuarbeiten.

1957 wurde der Blumenschmuckwettbewerb in Habach zum ersten Mal durchgeführt. Dazu wurde eine Kommission zur Bewertung für die Dorfverschönerung im Zuge des Bundeswettbewerbes unser Dorf soll schöner werden gebildet. Einige Jahre später wurde der Antrag gestellt, eine neue Bewertungskommission zu bilden. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit abgelehnt mit der Begründung eine neue Kommission kann auch nicht gerechter urteilen und entscheiden als die alte.

1972 wurde Habach Bezirkssieger im Blumenschmuckwettbewerb. Es sei erinnert zu dieser Zeit war Habach ein aufstrebender Fremdenverkehrsort: Badeweiher, Skilifte, jedes Haus hat, wenn es möglich war, an Sommerfrischler Zimmer vermietet. In Habach war Ende der 60 er Jahre am Anfang der 70 er Jahre in den Sommermonaten so ein gewisses Flair von einem Fremdenverkehrsort zu spüren. Die Gäste brachten Leben nach Habach.

1991 erscheint nach über 50 Jahren wieder ein Pfarrer als Referent: Dekan Fichtl, referierte über das richtige Kompostieren.

Regelmäßige Aktivitäten, die seit der Gründung des Vereins immer wieder für die Mitglieder angeboten wurden waren: Vereinsausflüge, Schnittkurse, Veredlungskurse, Blütenschauen, Schulungen, Obstsortenschauen und Fachvorträge.

Vorstände des Vereins:

Bei den Vorständen des Vereins zeigt sich Kontinuität und Beharrlichkeit. In seinen 100 Jahren hatte der Verein
nur sechs 1. Vorstände:
  • Pfarrer Hammerl (1905 - 1930)
  • Ulrich Sonner (Bot) (1930 - 1936)
  • Ulrich Sonner (Greinwald) (1936 - 1957)
  • Ulrich Spensberger (1957 - 1990)
  • Josef Plinganser (1990 - 2000)
  • und jetzt Holger Schulz (seit 2001)

Der Artikel wurde von Dr. Josef Freisl verfasst.
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